Als vor ca. 1200 Jahren die ersten Boten des Christen-
tums ins Sontraer Land kamen, wurde wahrschein-
lich auch schon eine Kirche gebaut. Die ersten
Kirchen wurden jedoch erst im Jahre 1408
erstmalig erwähnt, es waren dies die Kir-
chen auf dem Skt. Hülfensberg - heute
Stubsberg - und die Kirche auf
dem Kirchberg, Standort der
heutigen Stadtkirche. Von der
Kirche auf dem Stubsberg ist
heute nichts mehr erhalten.
Von der Kirche auf dem Kirch-
berg gibt es nur noch die Reste des
Romanischen Kirchturms. Von 1483 bis
1493 bauten die Bürger Sontras, es waren
damals 140 Familien, eine neue Kirche auf
dem Kirchberg. Sie wird St. Georg und St.
Mariae geweiht. Die Sakristei und der fünfseitig
geschlossene Chorraum waren als erste Teile fertig.
Danach wurde das Langhaus errichtet. Es ist eine spät-
gotische Halle mit zwei gleichhohen Schiffen, einem Haupt- und einem kürzeren Seitenschiff, mit drei Jochen und drei wuchtigen Säulen. Der mittelalterliche Wehrturm wurde in den Neubau einbezogen. Der Turm und die fünf Glocken wurden durch den Großbrand im Jahre 1558 zerstört.

Im Jahre 1598 stürzten Teile des neu erbauten Turmes ein. Im Jahre 1619 wurde dem Turm ein achteckiger Aufbau mit einer Fahne aufgesetzt. In der
Christnacht 1634 haben die Kroaten die Stadt und die Kir-
che angezündet. Ab dem Jahre 1667 fanden haupt-
sächlich Reparaturen statt. So wurden Fenster er-
neuert, im Jahre 1710 eine neue Orgel eingebaut,
neue Türen eingesetzt, das Dach mit neuen
Schindeln gedeckt und die Innen- und
Außenfassaden renoviert. Ein zweiter
Großbrand im Jahre 1821 vernichtete
wesentliche Teile der Kirche, so dass
weitere Erneuerungen z.B. des Westportals
und der Außenfassade notwendig wurden. In den
Jahren 1934 und 1964 erfolgte eine umfassende In-
standsetzung der Kirche. So wurden in 1964 das Mo-
saikfenster im Chor und der stählerne Glockenstuhl ge-
schaffen, sowie die Außentreppe zum Turm erneuert. Im Jahr
1991 wurde das Turmdach neu eingedeckt. Die letzte größere In-
standsetzung erfolgte erst vor wenigen Jahren. Hierbei wurde das durch die Witterung stark in Mitleidenschaft gezogene Bruchsteinmauerwerk des Turmes verputzt. Der Kirchturm mit seinem dicken Bruchsteinmauerwerk hat einen Grundriss von etwa 10 x 10 Metern und misst 21.5 m bis zur Traufkante. Insgesamt ist er 36 m hoch.

Im Untergeschoss mit seinem Gratgewölbe befinden sich der Grabstein von Philipp von Diede † 1558, Inschriftgrabsteine und ein Erinnerungsstein an
die Pest von 1626. Die drei Obergeschosse erreicht man
heute über ein außenliegende Steintreppe. In Zeiten
kriegerischer Auseinandersetzungen war der Wehr-
turm früher durch eine leichte, im Notfall einzieh-
bare Holztreppe gesichert. Noch Anfang des 19.
Jahrhunderts führte um den achteckigen
Turmaufsatz eine offene Galerie. Sie
wurde mit der Turmerneuerung in 1601 /
02 errichtet, nachdem der alte Turm beim
Brand von 1558 großem Schaden erlitten und
1598 eingestürzt war. Jetzt ist die Galerie abge-
deckt, so dass zwischen Glockenstube und Herr-
manns-Stübchen, der alten Wohnung des Türmers,
ein vermittelndes Dachband liegt. In der Turmfahne steht
groß die Jahreszahl 1619. In deren Kapsel werden Berichte
von Bürgermeistern und Pfarrern aufbewahrt. Eine Jahreszahl in einem Strebpfeiler des Chores gibt den Abschluss der Bauarbeiten in 1493 an, so dass man heute auf ein über 500 jähriges, in seinen Grundformen unveränderten Gotteshaus zurückblicken kann. Der gotische Baustil der Kirche wird an mehreren Elementen deutlich: die Spitzbögen am Portal, in den Gewölben und an den Fenstern.

Die Fenster an der Südseite sind um 1840 nach einheitlichem Aufriss erneuert worden, während die Fenster an der Nordseite und im Chor noch ori-
ginal sind. Vor allem prägen die drei dicken, runden unge-
gliederten Säulen, die schützend und trennend zwi-
schen Langhaus und Seitenschiff stehen, den Raum-
eindruck. Sie sind mit ihrem bunten Rankenwerk
auf dunkelgrauem Grund bemalt, die ein-
zigen Schmuckelemente der Kirche. Es ist
auf 1568 datiert und ist bei Renovierungen
sorgfältig erneuert worden. Unklar ist noch
heute die Bedeutung eines Wotanskopfes
am Sockel eines Gewölbegerippes in dem erhöhten
Chorraum. Das Schmuckstück in der Kirche ist die
Orgel des Arp-Schnitger-Schülers Johann Adam
Gundermann aus Wommen, die er 1710/11 schuf. Sie
gilt bis heute als eine der klanglich besten Orgeln Nieder-
hessens mit Ausnahme von Orgeln in Kassel. Diese kostbare
Orgel hat 24 klingende Register und wurde in 1964 renoviert. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1560, nachdem die ursprünglich fünf Glocken bei dem Großbrand von 1558 zerstört worden waren. Sie wurde von Glockengießern aus Mühlhausen in Thüringen gegossen. Im Jahre 1598 stürzten die fünf Glocken mit Teilen des Turmes in die Tiefe, blieben aber heil.

Bis 1635 hingen fünf, danach nur noch drei Glocken im Turm. Zwei Glocken mussten jeweils in Kriegszeiten abgeliefert werden. Die jetzigen wurden
in 1950 in den Turm gebracht und bilden ein harmo-
nisches Geläut. In den zurückliegenden Jahren wurde
die Kirche sowohl von außen wie auch von innen
grundlegend renoviert. Ein Schmuckstück sind die
neuen Fenster im Chor.



Die wertvolle Barockorgel in der evan-
gelischen Stadtkirche zu Sontra wurde im
Jahre 1711 durch den Wommener Orgel-
bauer J. A. Gundermann gebaut. J. A. Gundermann
war ein Schüler des in der Zeit um 1700 bedeuten-
dsten Orgelbauers in Deutschland, Arp Schnitger aus
Stade. Unter seiner Leitung hatte Gundermann 1709
als Schnitgers Meisterschüler die wertvolle Orgel in Rastede
in Oldenburg gebaut. Gundermann entstammte einem alten
Geschlecht aus Wommen, dessen Ahnen bis in das Jahr 1520 zurückverfolgt werden können. Er ist am 22. August 1711, erst 33 Jahre alt, in Sontra gestorben und auf dem ältesten Kirchhof beigesetzt. Die kurz zuvor fertiggestellte Orgel ist ein wahres Meisterstück geworden. Leider ist dieses bedeutungsvolle, 18 Register zählende Orgelwerk Gundermanns auch sein letztes geblieben.

Das Pedalwerk der alten Orgel wurde erst später hinzugefügt. Im Jahre 1759 nahm der weitbekannte Orgelbauer Schlottmann eine Reparatur der
Orgel vor. Nach der Einweihung und Renovierung ver-
fügte das Sontraer Instrument vor über 200 Jahren
über die 18 Register Gundermanns und die neuen
fünf Register des Pedals. Diese Orgel war über 2
Jahrhunderte die klanglich beste Orgel im
weiten Umkreis. Erst im 20. Jahrhundert
wurde der Klangkörper schwer beschädigt.

Eine nicht gelungene Erneuerung im Jahr
1903 beraubte sie ihres Barockwerkes. Im Jahre
1964 ist das Werk neu entstanden. Der Orgelbauer
Noeske aus Rotenburg hat mit großer Liebe und Sach-
kenntnis ein Instrument geschaffen, auf das die Gemein-
de Sontra stolz sein kann. Die Stadtkirche war überfüllt, als
der damalige Pfarrer Rappe im Rahmen eines Festgottesdiens-
tes das Orgelwerk wieder seiner Bestimmung übergeben konnte. Seit 1964 besteht die Sontraer Orgel nunmehr aus zwei Manualwerken und einem Pedalwerk mit insgesamt 25 Registern. Nach 1964 wurde das Pedal noch um zwei weitere Register erweitert.



Für alle fachlich Interessierten die genaue Disposition der Orgel:

Hauptwerk
I. Manual


Prinzipal 8`
Quintade 16`
Rohrflöte 8`
Oktave 4`
Spillpfeife 4`
Nassat 2 2/3`
Oktave 2`
Spitzflöte 2`
Cornett
Mixtur 1 1/3`
Trompete 8`
  Brustwerk II.
Manual


Holzgedackt 8`
Blockflöte 4`
Prinzipal 2`
Terz 1 3/5` Quinte 1 1/3`
Scharff ½ `3-fach
Vox humana 8`

Tremulant
  Pedalwerk


Subbaß 16`
Oktavflöte 8`
Nachthorn 4`
Rohrpfeife 2`
Rauschpfeife
Posaune 16´
Dulcian 8`

Manualkoppel II-I
Pedalkoppel I Ped.

Seit 1973 finden alljährlich Orgelkonzerte auf diesem herrlichen Barockinstrument statt.

Turmhöhe : 36 m - Gotischer Baustil - Erbaut zwischen 1483 - 1493


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