Wenn die kalte Jahreszeit nahte, war es an der Zeit, die über
das Jahr hin gefütterte Sau zu schlachten. Fast in jedem
Haus des Dorfes wurde das "Schlachtfest" vorbereitet,
denn dieser Tag war immer mit erheblichen An-
strengungen verbunden.
War das Schwein
nun schlachtreif, wurde mit dem Haus-
metzger der Termin festgelegt. Verwandte
oder Nachbarn wurden eingeladen, denn
es gab ja an diesem Tag viel zu tun.
Frühmorgens,
kaum das der Tag graute, kam der Metzger und
stach das Schwein ab. Dabei quiekte das Schwein meist
so laut, dass man es im ganzen Dorf hörte. Das Blut wurde
aufgefangen und kräftig gerührt, damit es später
zur Blutwurst verarbeitet werden konnte. Nachdem
das Schwein gebrüht und die Borsten
gekratzt waren, wurde es am Schragen
aufgehängt und die Därme entfernt.
Und jetzt wurde
erst einmal Korn gereicht,
"Denn wenn das Schwein am Haken hängt, wird erst einer eingeschenkt!" Nachdem damals der Trichinenbeschauer oder heute der Tierarzt das Schwein freigegeben hatte, konnte es weiter verarbeitet werden.
Das Fleisch für die Garwurst wurde in den Kessel gebracht, das andere Fleisch wurde zu Gehacktes verarbeitet. Da nun alles soweit vorbereitet war, wurden die schmackhaften und leckeren Würste zubereitet.
Ein gutes, schmackhaftes und reichliches Essen wurde an diesem Tag hergestellt. Waren es zum Frühstück oder Mittag Frikadellen mit Kartoffeln und verschiedenen Salaten wurde dann am Abend ein regelrechtes Menü, bestehend aus Fleischbrühe mit Gehacktesklößchen, Fleisch, Sauerkraut und Kartoffeln hergerichtet. Gegen Abend kamen dann die Jugendlichen zum Haus, mit dem Verslein:
"Wir haben gehört, ihr habt geschlacht´ und habt so schöne Wurst gemacht, gebt uns bitte eine, nicht so´ne große und nicht so´ne kleine, gebt uns lieber zwei statt eine."
Mit der geschenkten Wurst zogen sie dann von dannen. Vielerorts findet man diesen Brauch heute nicht mehr.